Der Begriff "Trauma" wird im Alltag oft verwendet, ohne dass damit immer die eigentliche Bedeutung zum Ausdruck kommt:
Unter einem Trauma versteht man im klinischen Sinne eine schlimme Erfahrung, welche mit einem existentiellen Gefühl von Angst und Bedrohung verbunden ist.
Das kann zum Beispiel das Erleben von Gewalt, Unfällen oder Umweltkatastrophen sein.
Typischerweise kommt es in der Akutphase nach einem Trauma zu einer schockartigen Reaktion, in der man sich „wie betäubt“ fühlt, desorientiert, unter hoher Erregung und emotionalen Schwankungen, oft mit starken (panikartige) Ängsten und körperlichen Stressreaktionen (Herzrasen, Übelkeit, Zittern, Schwitzen) reagiert. Grund hierfür ist die Erfahrung der Unkontrollierbarkeit, des hilflosen Ausgeliefertseins, wie man sie typischerweise während eines Traumas erlebt.
Diese Symptome bilden sich meistens innerhalb von Stunden, Tagen und einigen Wochen zurück.
In der weiteren Verarbeitung zeigt sich, inwieweit die inneren „Selbstheilungskräfte“ ausreichen, um das Geschehene in sein Leben zu integrieren. Dies gelingt glücklicherweise relativ häufig.
Entscheidend hierfür sind Faktoren der individuellen „Resilienz“. Damit meint man die „psychische Widerstandskraft“ eines Menschen angesichts eines schlimmen Ereignisses. Diese hängt allgemein von der psychischen Gesundheit, günstigen Temperamentseigenschaften, einer guten „sozialen Vernetzung“ und von bisherigen Erfahrungen der Krisenbewältigung ab.
Gelingt es nicht, die schlimme Erfahrung anhand der „Selbstheilungskräfte“ ausreichend zu verarbeiten, so spricht man von einer "Posttraumatischen Belastungsstörung" .
Die Geschehnisse des Traumas werden, ausgelöst durch bestimmte Erinnerungsreize („Trigger“) - Situationen, Geräusche, Gerüche - wiedererlebt als Bilder, Filme, Alpträume, dringen sozusagen in den Alltag ein ("Intrusionen", "Flashbacks"), als wenn das Schlimme noch jetzt passiert und nicht schon längst vorbei ist. Weiterhin typisch ist eine erhöhte Anspannung und Schreckhaftigkeit ("Hyperarousal"), sowie ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten in Bezug auf die Erinnerungsreize.
Dies ist mit einer starken Einschränkung des Lebensalltags und weiteren psychischen Beschwerden, insbesondere depressiven Symptomen, verbunden.
Es existieren verschiedene Schulen der Traumatherapie.
Den meisten Ansätzen ist die Unterscheidung in 2 Behandlungsphasen gemein:
1. Die Stabilisierungsphase
Hierbei geht es vor allem darum, Kontrolle über die Traumasymptome zu gewinnen und schrittweise eine „normale“ Alltagsfähigkeit wieder zu erlangen. Neben der Vermittlung spezifischer Strategien geht es in dieser Phase auch darum, die oben angesprochenen „Resilienzfaktoren“ zu aktivieren und gegebenenfalls zu erweitern.
2. Die Konfrontationsphase
Reicht die Stabilisierung zur Traumabewältigung nicht aus, ist es notwendig, eine behutsam vom Therapeuten gelenkte Konfrontation mit dem schlimmen Geschehen durchzuführen.
Patienten berichten zuvor typischerweise, dass Versuche, das Schlimme „ungeschehen zu machen“ und
es zu „verdrängen“ letztlich nicht gelingen und es stattdessen zu wiederholten „Intrusionen“ / „Flashbacks“
(s.o.) kommt. Die Konfrontation ist ein für den Patienten intensiver und
anstrengender therapeutischer Prozess, der aber dazu führt - aufgrund einer gewonnenen Distanz und Verarbeitung - mit dem Geschehenen besser zu leben, den Alltag wieder aufnehmen und die
Herausforderungen des weiteren Lebenswegs gestärkt annehmen zu können.
Selbst wurde ich als Traumatherapeut ausgebildet von Dr. Georg Pieper, der pioniermäßig die Traumatherapie in Deutschland entwickelt und systematisiert, sowie die psychologischen Hilfen vieler „Großschadensereignisse“ koordiniert hat.
Das „siebenstufige kognitiv-behaviorale“ Behandlungsmanual traumatischer Störungen (SBK) gliedert sich in folgende Behandlungsabschnitte:
Exploration, Diagnostik und Stabilisierung
Vermittlung des Therapierationals
Kontrollierte Traumaexposition
Exposition in sensu
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
Exposition in vivo
Nachbesprechung, Traumaintegration und Follow-up
Die Indikation für die Durchführung der jeweiligen Behandlungsstufe wird anhand der Symptomatik und des individuellen Verlaufes besprochen und abgestimmt, in welchem Tempo die Expositionsbehandlung stattfindet.